Gegen das Vergessen – Stolpersteinverlegung in Lüchow und Dannenberg

Zur Erinnerung an die jüdischen Familien Mansfeld in Lüchow und Wolff und Friedländer in Dannenberg wird der Künstler Gunter Demnig am Freitag, den 6. März 2015 zehn Stolpersteine verlegen: zunächst um 9.30 Uhr in der Kalandstraße Nr. 5 in Lüchow, anschließend um 11.30 Uhr in der Marschtorstr. 4 und um 12.00 Uhr in der Bahnhofstr. 3 in Dannenberg.

Die jüdische Großfamilie Mansfeld lebte viele Jahre in dem Haus, das an den Turm in der Kalandstraße grenzt. Zehn Mitglieder der Familie wurden 1941 und 1942 deportiert. Sie kamen in der Shoah um. Die Dannenberger Familien Ernst Wolff (Marschtorstr. 4) und Dr. Otto Friedländer (Bahnhofstraße 3) verließen beide auf nationalsozialistischen Druck hin ihre Heimatstadt.

Elke Meyer-Hoos vom Museum Wustrow recherchierte über Jahre hinweg zu allen drei Familien, ihre Rechercheergebnisse sind in dem vom Museum Wustrow herausgegebenen Buch „Das Hakenkreuz im Saatfeld“ niedergelegt. Auf ihre Initiative hin kam nun auch die Stolpersteinverlegung zur Erinnerung an die drei Familien zustande. Geplant und gewünscht war dies schon länger. Zunächst begnügte man sich in Lüchow jedoch mit einer Gedenktafel und in Dannenberg mit Erinnerungs-Stelen vor dem Archiv der Stadt.

In Dannenberg übernimmt die Stadt die Kosten der Verlegung. In Lüchow wurde im November 2014 ein Spendenaufruf gestartet – der auf so große Resonanz stieß, dass zusätzlich nun eine Broschüre über das Schicksal der Verfolgten beider Städte erscheinen kann. Ab Ende März wird die Broschüre im Museum Wustrow, der Samtgemeinde Lüchow (Wendland) und der Stadt Dannenberg (Elbe) ausliegen.

Bei den Verlegungen in Lüchow und Dannenberg wird Elke Meyer-Hoos ausgewählte neue Erkenntnisse zu den Familien vortragen. Im Anschluß – um 14 Uhr – wird Gunter Demnig im Dannenberger Ostbahnhof in einem öffentlichen Vortrag zudem das Projekt Stolpersteine allgemein vorstellen.

Das Museum Wustrow ist eins von dreizehn Museen in Elbtalaue und Wendland und Mitglied im Museumsverbund Lüchow-Dannenberg e. V.

PM Museum Wustrow / Stadtarchiv Dannenberg / Museumsverbund Lüchow-Dannenberg

Foto: Stolpersteinverlegung in Uelzen. Aufn.: Jürgen Kruse.

 

Quelle: wendland-net
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Stefan Kaletsch-Leesker baut Bögen, die nicht von der Stange stammen

Bögen als Leidenschaft: Der Gledeberger Stefan Kaletsch-Leesker baut in seiner Werkstatt in Gistenbeck alles Mögliche aus Holz. Unter anderem kunstvolle Bögen aus mitunter recht eigenwillig gewachsenem Holz. Daraus entstehen sogenannte Charakterbögen.

Die Bögen, die der Zimmerer Stefan Kaletsch-Leesker aus Gledeberg baut, kommen nicht von der Stange. Er verarbeitet krumm gewachsenes, geschwungenes Holz zu Bögen. Gut 20 Bögen schafft er in einem Jahr, die er alle mit 100 Schuss vor seiner Werkstatt einschießt.

Geschwungenes, krumm gewachsenes Holz ist der Lieblingsrohstoff des Zimmerers

Bogenschießen ist in. Das ist gut für Stefan Kaletsch-Leesker, denn der Gledeberger baut in seiner Werkstatt in Gistenbeck unter anderem Holzbögen. Nicht irgendwelche, keine Massenprodukte. Wer einen Bogen von der Stange will, ist bei ihm falsch. Der Zimmermann und Tischler lässt sich Zeit für seine Bögen, bringt sie durch vorsichtiges Biegen stundenlang in die gewünschte Symmetrie. Trillern heißt das. Nur um die 20 Bögen, sogenannte Selfbows aus einem einzigen gewachsenen Stück Holz, baut der Holzliebhaber im Jahr.

„Bogenschießen boomt“, sagt er. Bei der Kulturellen Landpartie (KLP) bietet er es schon seit Jahren an: „Es ist irre, wie das ankommt.“ Warum das so ist? „Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man den Bogen mit seiner Muskelkraft auflädt“, sagt er. Das sei „in unserer durchtechnisierten Welt“ eine besondere Erfahrung, „eine kognitive und motorische Großleistung“.

Schon als Kind hat der heute 50-Jährige Bögen gebaut, als Erwachsener machte er weiter, das Thema Bogenbau entwickelte sich zu einer Leidenschaft. In Lüchow-Dannenberg traf Kaletsch-Leesker einen Bogenbauer und lernte von ihm. Anfangs zerbrachen viele der Bögen. Handwerkliche Fehler. „Beim Bogenbau geht es um viele Dinge“, erklärt Kaletsch-Leesker, viel Erfahrung sei nötig, um aus einem Stück Holz einen funktionierenden Bogen hinzubekommen.

Eine Spezialität von Kaletsch-Leesker sind Charakterbögen, Einzelstücke aus eigenwilligem, gewundenem, krumm gewachsenen Holz. Er steht auf, geht zu einem Bogenhalter und greift nach einem langen Bogen, der auf den ersten Blick gar nicht nach einem solchen aussieht. Was ist seine Motivation, es gerade mit diesem Holz aufzunehmen? „Die am krümmsten gewachsenen Dinger treffsicher zum Schießen zu bringen, ist mein Steckenpferd“, lautet die Antwort.

Denkt ein Laie an Bögen, dann denkt er vielleicht an Weidenholz als Material. „Nein“, sagt Stefan Kaletsch-Leesker, schüttelt mit dem Kopf. Zwar müsse das Holz eines Bogens sich biegen können, müsse sich aber auch gerade zurückstellen. Er selbst arbeitet am liebsten mit Eiben-, Goldregen-, Rubinien- oder Ulmenholz. Letztlich sei aber nicht bloß das Material entscheidend, sondern vor allem die Technik des Bogenbauers. „Auch aus mittelmäßigem Holz kann man mit guten Fähigkeiten einen brauchbaren Bogen bauen“, sagt der Autodidakt.

Seit einiger Zeit ist er dabei, sich ein neues Feld zu erobern, das der Reflexbögen asiatischen Ursprungs. Diese sind im entspannten Zustand entgegen der Auszugsrichtung gekrümmt und entwickeln dadurch eine hohe Vorspannung. Die Herstellung kann Monate dauern, denn diese Bögen bestehen nicht nur aus einem Material, sondern aus mehreren, etwa Bambus, Horn, Holz oder Sehne. Sie werden daher Kompositbögen genannt. „Da steckt ganz viel Arbeit drin“, weiß Kaletsch-Leesker, „deshalb ist das ein Gebiet, von dem viele Bogenbauer die Finger lassen.“ Er selbst hat es sich Schritt für Schritt erarbeitet, via Literatur, über das Internet. „Da gibt es Filme, durch die man koreanischen Meistern auf die Finger schauen kann, das ist unschlagbar“, findet Kaletsch-Leesker und die Augen des eher ernsten Mannes blitzen. Nur ein bis zwei dieser Bögen baut er im Jahr, so aufwändig ist der Entstehungsprozess.

Der gebürtige Hannoveraner baut nicht nur Bögen, er schießt auch selbst: „Sicher, sonst wäre ich wie ein Gitarrenbauer, der nicht Gitarre spielen kann.“ Vor seine Werkstatt hat er einen Rundballen gestellt. Mit mindestens 100 Schuss schießt er jeden neuen Bogen ein. Seit mehr als 20 Jahren wohnt der Mann mit den grauen Locken in Lüchow-Dannenberg. Vom Bogenbau kann er zwar nicht leben, von der Holzbearbeitung im Allgemeinen schon. „Ich lebe von der Zimmerei und Bautischlerei“, sagt er. Das ist die Pflicht. Küren hat er gleich mehrere. Neben den Bögen baut er Möbel und Kunstbilder aus Holz. „Ich versuche, jedes Jahr etwas Neues zu entwickeln.“ Auch sein Haus in Gledeberg besteht zum Großteil aus Holz, innen duftet es danach, der Boden, die Fenster, eine gebogene Empore, alles aus Holz. Nicht von der Stange – das gilt nicht nur für Kaletsch-Leeskers Bögen. Und nicht zuletzt gilt es wohl auch für ihn selbst.

 

Quelle: ejz.de
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Freie Alternative Schule in Grabow: Start zum neuen Schuljahr

Die Stimmung im Förderverein der Freien Schule Wendland ist gut: Die „Freie Alternative Schule“, die zum neuen Schuljahr in Grabow starten will, ist bereits bis zum Einschulungstermin im Sommer 2020 ausgebucht, es gibt längst eine Warteliste. Das Kollegium aus Lehrkräften und Sozialpädagoginnen ist nahezu komplett, die Verhandlungen mit der Bank laufen „erstaunlich einfach“ und die Landesschulbehörde, der der Antrag vorliegt, verlangt nur noch einige leichte Nachbesserungen, berichten Ulrike Wrotniowsky, die Vorsitzende des Fördervereins, und Ina Horch, die Vorsitzende des Trägervereins.

Die Schule will in den Räumen der früheren Wendland-Schule am Obergut Anfang September mit sechs Jahrgängen mit meist acht Kindern starten, 44 Anmeldungen liegen vor. Zunächst werden zwei Lerngruppen – eine für die Grundschule, die andere für die Oberschule – gebildet. Ab dem darauffolgenden Schuljahr soll es dann eine dritte Lerngruppe geben. Geplant ist, dass die Lerngruppen um die 15 Schülerinnen und Schüler groß sein sollen, im Startjahr sind es mehr – auch aus finanziellen Gründen.

Drei aus dem fünfköpfigen Lehrteam stehen schon fest: eine Lehrerin einer hiesigen Schule wird als Schulleiterin an die Freie Alternative Schule wechseln, von einer Freien Schule in Köln kommt ein Lehrer nach Lüchow. Er wird Vollzeit arbeiten, wie auch Maren Strathusen, Sozialpädagogin mit vieljähriger Hort-Erfahrung. Für die beiden anderen noch freien Stellen, eine halbe Lehrerstelle und eine halbe Pädagogenstelle, liegen genug Bewerbungen vor, der Verein muss sich nur noch entscheiden. Zudem haben sich mehrere pensionierte Lehrkräfte gemeldet, die teils ehrenamtlich, teils gegen Honorar in der Aufbauphase der neuen Schule einzelne Fächer unterrichten wollen.

Für das erste Jahr, so Wrotniowsky und Horch, braucht der Verein 120000 Euro. Das meiste davon für Personal, dem wenigstens 80 Prozent des normalen Lehrergehaltes gezahlt werden muss. Denn die ersten drei Jahre muss sich eine Privatschule komplett allein finanzieren, staatliche Zuschüsse gibt es erst danach. Das Geld kommt zu einem Teil von den Eltern, die monatlich 175 Euro Schulgeld zahlen, es gibt eine soziale Staffelung, die „nach oben offen ist“. Die Bank im Hintergrund ist die GLS Bank. Die Verhandlungen seien sehr „auf Augenhöhe“ verlaufen, gestaunt haben die Schulgründer, dass ihre sozial-ökologisch orientierten Geldgeber sich auch dafür interessierten, wie sie auftretende Konflikte lösen wollen. Ohne Bürgen geht es nicht, aktuell sammelt der Verein Bürgschaftserklärungen zwischen 500 und 3000 Euro ein. Ziel sind Bürgschaften in Höhe von umgerechnet 5000 Euro pro Schulkind, „damit wir ein dickes Polster haben“.

Aktuell unterstützt auch Gotlind Peich, die Sozialpädagogik studiert, im Rahmen eines Projektpraktikums den Verein, um herauszufinden, wie groß das Interesse der Eltern an einer Nachmittagsbetreuung ist und wie sich ein Hort in die Schule integrieren lassen kann. Dafür nimmt sie zurzeit Kontakt mit all den Eltern auf, die ihr Kind, ihre Kinder angemeldet haben.

„Einige der Eltern begleiten die Schulgründung sehr aktiv, andere haben wir noch nie gesehen, haben mit ihnen nur schriftlichen Kontakt“, berichtet Wrotniowsky. Sie staunt, dass offensichtlich 20 Prozent der Eltern „wegen unserer Schule ins Wendland ziehen“, aus Baden-Württemberg und sogar aus Australien. Dabei habe man gar keine Werbung außerhalb des Landkreises gemacht. Überrascht ist sie auch, dass der überwiegende Teil der Eltern erst in jüngster Zeit in den Landkreis gezogen ist. Die Väter und Mütter haben gute Jobs, sind beruflich eingespannt, oft in der gesamten Republik unterwegs, haben sich für die Familie aber einen Wohnsitz gesucht, „wo es gut für die Kinder ist“ – eben das Wendland. Und zwei Familien kauften sich bereits Häuser in Grabow und Beutow, damit ihre Kinder keinen weiten Schulweg haben, berichtet Wrotniowsky. Andere nehmen einen weiten Schulweg in Kauf, an die Privatschule werden elf (Grund)-Schulen aus dem gesamten Kreisgebiet Schüler verlieren.

Die Eltern wollen für ihren Nachwuchs eine Schule, in der er seiner Neugier folgt, sein Potenzial frei entwickeln kann. Die Kinder sollen lernen, wie sie sich Wissen beschaffen können, und werden dabei sowohl von den Lehrkräften als auch den pädagogischen Mitarbeiterinnen unterstützt. „Und wenn ein Kind sagt: ich will Chinesisch lernen, dann sagen wir nicht: Gibt es nicht, sondern schauen, wie es dennoch Chinesisch lernen kann, in dem wir einen Menschen suchen, der es ihnen beibringt“, sagt Ina Horch. Maren Strathusen ist auch aus diesem Grund bei der Schule dabei. Im Hort, bei der Begleitung der Kinder bei den Hausaufgaben, ist ihr immer wieder bewusst geworden, „wie die Regelschule die Kinder in ihrer Neugier ausbremst.“

 

Quelle: ejz.de
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Keramiker ohne Innung

Horst Pint war der letzte Obermeister der Keramiker-Innung Niedersachsens. Die hatte zuletzt nur noch drei Mitglieder, eine Folge der Herabstufung des Keramiker-Handwerks. Pint, der über 25 Jahre in Satemin töpferte, lebt seit dem vergangenen Jahr in Schwerin.

Horst Pint war der letzte Obermeister – Nur noch wenig Ausbildungsplätze

Die Innung der Keramiker in Niedersachsen ist Geschichte. Horst Pint, der über ein Vierteljahrhundert in Satemin getöpfert hat, war ihr letzter Obermeister – und hat die Innung nun aufgelöst. 1996, als er dieses Amt übernahm, hatte die Innung noch 20 Mitglieder, zuletzt waren es nur noch drei.

Hintergrund dieser Entwicklung ist das neue europäische Handwerksrecht und die damit verbundene Herabstufung des Keramikerhandwerks. Die führt dazu, dass sich jeder, der oder die eine Ausbildung oder mehrere Jahre Berufserfahrung aufweist, als Keramiker selbstständig machen kann. In der Folge organisieren sich nur noch die wenigsten Keramikerinnen und Keramiker in der Handwerkskammer, sondern suchen die Anerkennung als Künstlerin und Künstler und werden Mitglied bei der Künstlersozialversicherung.

Auch Pint selbst war einst ohne klassische formale Ausbildung Keramiker geworden. Als Autodidakt hatte er 1986 seine Meisterprüfung abgelegt. In den folgenden Jahren bildete er, der 1988 die Töpferei in Satemin eröffnete, 15 junge Menschen aus. Mehrere von ihnen haben die Meisterprüfung abgelegt und sind im Wendland oder der näheren Umgebung tätig.

Das Schicksal der niedersächsischen Keramikerinnung ist nicht einzigartig, es ist der Lauf der Zeit, sagt Pint. Inzwischen hat sich auch die Bundesinnung aufgelöst, und es existieren nur noch wenige Landesinnungen in den – vor allem südlichen – Bundesländern, wo das Keramik-Handwerk schon immer auf breiter Basis stand, sagt Pint. Er bedauert, dass es nun kaum noch Ausbildungsplätze für diesen Beruf gibt. Erfreulich ist dagegen, dass das Angebot der Keramik, die nun mehr und mehr in kleineren Werkstätten hergestellt wird, meist von hoher Qualität und kreativer Vielfalt der Hersteller zeugt. Sicherlich auch ein Verdienst der Meister von gestern, die ihre Azubis gründlich ausbildeten. Wer heute diesen Beruf ergreifen möchte, findet in Norddeutschland nur noch wenige Ausbildungsplätze. Im Süden ist das Handwerk dagegen stärker vertreten. In Landshut etwa wird auch eine schulische Ausbildung angeboten.

Horst Pint erinnert daran, dass bis 1866 eine eigenständige Keramikerinnung in Lüchow existierte. Damals ging der Bedarf an Keramikgefäßen für die Zubereitung und Lagerung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen drastisch zurück, weil Molkereien die Verarbeitung der Milchprodukte übernahmen und Emaillegefäße angeboten wurden. Erst später entwickelte sich die Nachfrage nach kunsthandwerklichen Erzeugnissen. Stand einst die Funktion der Gefäße an erster Stelle, so wurden die Gefäße seitdem mehr von ihrer ästhetischen Wirkung wahrgenommen. Einige dieser klassischen Produkte, wie etwa die Wendländische Schale, hat Pint wieder zum Leben erweckt. Und sie entstehen auch weiter in der Sateminer Töpferei, die Pint im vergangenen Jahr an ein befreundete Töpferehepaar aus Polen übergeben hat. Er selbst lebt mittlerweile in Schwerin und betreibt dort nur noch eine kleine Werkstatt. In Satemin präsentiert er weiter eine Auswahl seiner neueren Arbeiten.

 

Quelle: ejz.de
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Seltene Bechsteinfledermaus bei Dannenberg entdeckt

bechsteinfledermaus

Ein heller, fast schneeweißer Bauch und ziemlich lange Ohren – so sieht die Becksteinfledermaus aus. Ein weiteres Markenzeichen des Fliegers: Er kommt sehr selten vor. Der Fledermaus-Betreuer Frank Manthey hat jetzt bei Dannenberg in einem Winterquartier eine Becksteinfledermaus entdeckt. Es ist offenbar der erste Nachweis in Lüchow-Dannenberg.

Betreuer der Fledermäuse macht überraschenden Fund

Frank Manthey, der Betreuer der Fledermäuse im Landkreis, musste zweimal gucken: Bei einer Kontrolle der Fledermaus-Winterquartiere hat er eine Bechsteinfledermaus entdeckt. „Das ist nach nunmehr 30 Jahren Fledermausarbeit im Landkreis die erste Bechsteinfledermaus, die ich hier sehe“, berichtet Manthey. Besondere Kennzeichen sind ihr heller, fast schneeweißer Bauch und ihre ziemlich langen Ohren. Dabei ist sie verhältnismäßig klein. In dem Winterquartier bei Dannenberg hing sie etwa einen Meter entfernt von einem größeren Großen Mausohr an der Decke. Manthey fotografierte sie, kontrollierte sein Bild mit denen im Bestimmungsbuch, um sich ganz sicher zu sein – und freute sich über seinen Erstnachweis. Im vorigen Jahr hatte er die seltene Mopsfledermaus im Landkreis erstmals nachgewiesen. Die Bechsteinfledermaus ist noch etwas seltener. Das es sie im Landkreis geben musste, war Manthey schon seit dem Sommer klar, er hatte ihre Rufe im Seybruch wahrgenommen.

Die Bechsteinfledermaus ist eine typische Waldfledermaus, die in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. Im Sommer bezieht die Art ihre Wochenstubenquartiere in Baumhöhlen. Da sich die Wochenstuben häufig in kleinere Untergruppen teilen und die Fledermäuse oft ihre Quartiere wechseln, benötigen die Bechsteinfledermäuse ein besonders großes Quartierangebot von bis zu 50 Baumhöhlen in einem Sommer. Ihre Lebensräume befinden sich in alten mehrschichtigen, geschlossenen Laubwäldern mit vorzugsweise Eichen- und Buchenbeständen, die einen hohen Alt- und Totholzanteil aufweisen.

In Niedersachsen sind Bechsteinfledermäuse selten. In der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten wird die Art als bedroht geführt. Zu den Hauptgründen zählen Lebensraumzerstörung und die Verschlechterung der Lebensbedingungen durch den Verlust naturnaher Habitate, die Säuberung der Wälder von Tot- und Altholz sowie der Nahrungsmangel durch eine intensivierte Land- und Forstwirtschaft sowie eventuell auch durch Insektiziteinsatz.

Beobachtungen zu Fledermauswinterquartieren können der Fledermauskoordinationsstelle der Karl-Kaus-Stiftung unter der Telefonnummer (05848) 981540 oder projektbuero@karl-kaus-stiftung.de gemeldet werden.

gefunden auf ejz.de
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Archeregion wächst im Wendland

Eigentlich gehört Lüchow-Dannenberg schon seit Jahren zur Archeregion Flusslandschaft Elbe. Doch bisher haperte es im Wendland an Betrieben, die sich alten Haus- und Nutztierrassen verschrieben haben – nun sind gleich sechs zertifiziert worden.

Die Arche-Region wächst von der Elbe ins Wendland: Sechs Landwirte aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg sind als Arche-Betriebe zertifiziert. Die Urkunden der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ (GEH) werden am 17. Dezember im Kreishaus überreicht.

Deutschlands erste Arche-Region erstreckt sich nun von Echem in der Lüneburger Elbmarsch bis nach Rebenstorf im Süden von Lüchow-Dannenberg und liegt länderübergreifend in den Biosphärenreservaten Flusslandschaft Elbe und Niedersächsische Elbtalaue. Insgesamt sind nun 22 Arche-Betriebe zertifiziert. Darüber hinaus gibt es mehr als 100 Hobby-Haltungen.

Die sechs neuen Betriebe sind: Willi Hardes (Braasche), Marco Otte (Beutow), Britta und Werner Wecker (Harlingen), Ute und Marcel Luft (Weitsche), Georg Hohenbild (Breese i.Br.), Heidrun und Harry Bense (Rebenstorf).

Auf den Wendland-Höfen werden unter anderem Bunte Bentheimer Schweine, Leinegänse, Vorwerkhühner oder Schwarzwälder Kaltblut-Pferde gehalten. Für eine Anerkennung als Arche-Betrieb muss ein Hof mindestens zwei vom Aussterben bedrohte Rassen halten und züchten.

Foto / Annett Melzer: Bunte Bentheimer Schweine sind vom Aussterben bedroht – Archebetriebe wie derjenige von Ute und Marcel Luft in Weitsche sorgen für ihr Überleben.

wendland-net
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Bald gehts los: für 3 Euro mit der Bahn nach Lüneburg

wendland bahn

Für Weihnachtseinkäufe in Lüneburg lohnt es sich ab nächster Woche mit der Bahn zu fahren: ab dem 14.12. wird der Hamburger-Verkehrs-Verbund (HVV) bis Dannenberg ausgeweitet. Dann kostet das Ticket von Dannenberg nach Lüneburg nur noch 3,00 Euro statt bisher 11,40 Euro.

Lange ist es angekündigt, am 14. Dezember wird es nun Wirklichkeit: für ganze 18,30 Euro kann man dann einen ganzen lang Tag mit der Bahn im gesamten HVV-Bereich  herumfahren. Nach Hamburg hin und zurück (wobei die Busse und U-Bahnen in Hamburg im Preis inbegriffen sind), an den Schaalsee, nach Buxtehude oder nach Bad Segeberg – alles für 18,30 Euro inklusive Rückfahrt. Wen es nur nach Hamburg zieht, der zahlt für eine einfache Fahrt 8,40 Euro statt bisher 21,20 Euro.

Dazu gibt es Sondertarife für das Wochenende oder für Fahrten ab 9 Uhr … Die Preise im HVV-Gebiet lassen sich hier! herausfinden, die gültigen Tarifzonen im gesamten Streckennetz des HVV sind hier! zu sehen.

Die Fahrkarten können am Fahrkartenautomaten auf dem Dannenberger Bahnhof gelöst werden -einen Ticketverkauf im Zug gibt es nicht mehr. Auch der Fahrkartenschalter im Bahnhof schließt im Januar seine Pforten.

Doch dafür kann man seine HVV-Tickets als „mobilticket“ direkt über das Handy buchen und bezahlen – per Lastschrift oder Kreditkarte. Bei einer derartigen Onlinebuchung ist der Fahrpreis für eine Fahrt nach Hamburg noch günstiger. Für Android-Handys steht die App im Play Store unter „HVV“ oder „HVV App“ zum kostenlosen Download bereit.

Der Flyer mit dem aktuellen Fahrplan sowie weiteren Informationen zum HVV ab Dannenberg steht hier! zum Download bereit.

erixx übernimmt die Strecke Dannenberg – Lüneburg

Gleichzeitig übernimmt am 14.12. die erixx GmbH den Zugverkehr zwischen Dannenberg und Lüneburg. Das Unternehmen ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Osthannoversche Eisenbahnen AG. Im Rahmen einer Ausschreibung 2011 erhielt die OHE den Auftrag zum Betreiben der Kursbuchstrecken 116 und 123 bis zum Jahr 2019 – dazu gehört auch die Strecke RB 32 von Dannenberg nach Lüneburg.

Foto / erixx GmbH /HVV: die erixx GmbH übernimmt ab dem 14. 12. die Bahnstrecke Dannenberg – Lüneburg und befährt sie mit Triebwagen vom Typ Lint 54.

 

wendland-net
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CD ist da: Moak’s Muul op!

Ex-MdL Kurt Herzog und Ex-Rockstar Folli Jahnke legen ihre erste CD vor – natürlich auf plattdeutsch. Für mundartlich Unkundige wurde dankenswerterweise eine Übersetzung ins Hochdeutsche beigelegt. Die neue CD ist erstmalig am Mittwoch in Dannenberg im Rahmen eines Konzerts erhältlich.

Die Paarung ist eine ganz besondere: Ein ehemaliger Rockstar – Folli Jahnke, Ex-Keyboarder von Madsen, trifft auf Kurt Herzog, Politiker und ehemaliges Mitglied des Niedersächsischen Landtages für die LINKE.

Beide machen gerne Musik, „und außerdem wollte ich schon immer mal der Jüngste in einer Band sein“, lacht Folli. Sein fortgeschrittenes Alter war in der vor allem von Teenies umschwärmten Band Madsen so etwas wie ein running Gag. „Bei MTV durfte man nicht über 29 Jahre alt sein – also war ich immer 29.“

Seit Anfang 2014 treffen sich Kurt Herzog und Folkert Jahnke, um gemeinsam Musik zu machen. „Folli hat so eine frische Unkompliziertheit“, lobt Herzog, der in der Öffentlichkeit eher für seine kritische Haltung bekannt und für seine scharfe Zunge gefürchtet ist.

Politprofi rockt die Provinz

Der Politprofi hat aber auch eine andere Seite. Er schreibt über seine Erlebnisse und Erinnerungen rund um Dannenberg witzige, nachdenkliche und manchmal auch böse plattdeutsche Reime, die rustikal bluesig vertont werden. Oder im O-Ton: „Wir sind zwei Musiker aus dem Wendland im zweiten Frühling. Unsere Musik ist auf den Punkt, ohne viel Schnickschnack. Zwei Gitarren, das reicht. Unsere Texte handeln von Baustellen und schrägen Dingen aus dem Alltag und das op Platt.  Moak dat Muul op, wenne wat tou seggen häs!“

„Mit Musik kann man Sachen viel direkter sagen als vom Rednerpult“, sagt Herzog. Dabei ist der gebürtige Hamburger gar kein plattdeutscher „Muttersprachler“ – er musste sich die Sprache als Jugendlicher gleichsam abhören.

Blues + Folk aus der norddeutschen Tiefebene

Ganz anders Folkert Jahnke. „Wir haben zuhause bei uns in Bückau platt gesprochen, aber sobald wir in der großen Stadt – Dannenberg – waren, war das verpönt. Wir wollten doch nicht der Blödi vom Dörp sein. Da wurde hochdeutsch geredet.“ Irgendwann aber fing Folli an, sich mit seinem Bruder Schorse wieder auf Platt zu verständigen.

„Und wir fragen heute noch Tante Dodo um Rat“, bekennen Herzog und Jahnke, wenn es um Texte op Platt geht. Das Duo hat bereits den Publikumspreis beim „Local heroes“-Wettbewerb 2014  eingeheimst und kann jetzt – gerade noch rechtzeitig zu Weihnachten – seine erste CD vorlegen. Sie trägt den programmatischen Titel „Muul op!“.

Der Sound ist ehrlich und direkt – Blues & Folk aus der norddeutschen Tiefebene. „Wir wollen so ein bißchen klingen wie Straßenmusiker“, bekennt Jahnke, der auf der CD Gitarre, Akkordeon, Mandola und Mundharmonika („aber nur zwei Töne“) spielt.  Beim Abmischen geholfen hat auch Musikprofi Christian Lammers. „Der hat auch öfters mal gezaubert“, freuen sich die Musiker, „hat eine dritte Stimme beigesteuert und den Bass gezupft“. Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen.  Als eines der ersten Stücke erklingt „Achim moak wedder op!“. Besungen wird Achim Noacks Kultkneipe, der auch schon Franz Klahn ein musikalisch-literarisches Denkmal gesetzt hat.

Weitere Themen: Der treffende „Rasentrecker-Blues“, der sich mokant mit ausufernder Gartenpflege auseinandersetzt. Überhaupt Umwelt – auch die Elbe, ihre Jahrhunderthochwässer und die Politikerflut ist ein Thema. Und natürlich das Wendland schlechthin. Herzog: „Unser Wendland ist vielfältig und absolut liebenswert. Auch die Menschen… jedenfalls viele….und jedenfalls manchmal… Und trotzdem muss man ab und zu das Weite suchen.“

Zu eng ist das Hamsterrad, in dem alle alles sehen, hören (besonders das, was gar nicht gesagt wird), ahnen, kommentieren, missverstehen. Aber wenn wir denn weg sind, dann wollen wir ziemlich schnell wieder zurück, an die Elbe, auf den Hohen Mechtin, ins Café Grenzbereiche oder weil der Castor kommt…“

Das aufwändige Booklet bietet die raffinierten plattdeutschen Reime und jeweils eine hochdeutsche Übersetzung an. „Da kann man direkt nachlesen, dass man die härtesten Inhalte auf Platt sprachmelodisch weich und charmant ausdrücken kann“, meint Herzog.

Außerdem gibt es die Rubrik „Hintergründiges“, wo Sachverhalte erläutert werden. So heißt es in den Anmerkungen zum Titelsong „Muul op!“: „Wehre dich täglich: Das ist ein gängiger Slogan, der besonders im Wendland gilt mit seiner fast 40-jährigen Widerstandserfahrung gegen Atomanlagen, Castortransporte und Polizeiwillkür. Dabei ist eine Schlüsselerfahrung ja auch die, dass dann, wenn die verschiedenen Menschen sich zusammentun, vieles durchsetzbar oder verhinderbar ist. Wir müssen eben nur die Zähne auseinander kriegen… zu sagen haben wir immer was!“
Live zu erleben ist das Duo am Mittwoch, dem 10. Dezember um 18.30 Uhr im Buchladen Hielscher in Dannenberg, Am Marktplatz.

Foto / privat: Kurt Herzog (li.) und Folkert „Folli“ Jahnke stellen am Mittwoch ihre erste CD „Muul op!“ vor.

2014-12-08; von Björn Vogt/wendland-net
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Familientheater: Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch

Bereits zum zwölften Mal präsentiert der Kulturverein Platenlaase zur Weihnachtszeit ein Familientheaterstück. Dieses Mal hat sich die Gruppe um Regisseur Gero Wachholz Michael Endes „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ ausgesucht. Premiere ist am Sonntag.

Vergiftete Flüsse, neue Seuchen, ein manipuliertes Klima – Michael Endes spannendes Zauberabenteuer ist 25 Jahre nach seinem Erscheinen aktueller denn je. Ein Theatererlebnis voll spritziger Komik und abenteuerlicher Einfälle – zum Mitfiebern, Mitlachen und Weiterphilosophieren. Die Freie Bühne Wendland hat den höllischen Wunschpunsch in gewohnter wild-kreativer Weise inszeniert. In der Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Platenlaase ist wieder eine Aufführung entstanden, die Groß und Klein in den Theatersaal des Kulturvereins ziehen wird.

In der Regie von Gero Wachholz spielen Carolin Serafin, Kerstin Wittstamm, Uwe Serafin, Lennart Müller und Peter Bauhaus.

Premiere: Sonntag, 30. November, 15.00 Uhr

Schulvorstellungen werktags vom 1. bis 12. Dezember. Familienvorstellungen an den Wochenenden 6./7. und 13./14. Dezember jeweils um 15 und 20 Uhr .

Karten können entweder online über die Website des Kulturvereins Platenlaase oder telefonisch über Tel. 05864-491 vorbestellt werden.

Foto / Freie Bühne Wendland: Auch der „Satanarchaolügenialkohöllische Wunschpunsch“ verspricht wieder ein amüsantes Theaterabenteuer zu werden.

Quelle: wendland-net.de

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Vor 30 Jahren: am 8. Oktober war der erste „Tag X“

1984 wurde das Abfalllager in Gorleben in Betrieb genommen. Am 8. Oktober rollte dann der erste Mülltransport gen Gorleben – damals noch mit schwach- und mittelaktivem Abfall beladen. „Tag X“, den Atomkraftgegner jahrelang zu verhindern suchten, war gekommen.

Jahrelang hatte der Gorleben-Widerstand zu verhindern versucht, dass jemals Atommüll in Gorleben eingelagert wird. Doch sämtliche Einsprüche und sonstigen Rechtsmittel halfen nichts: 1984 wurde die Betriebsgenehmigung für das fertiggestellte Abfalllager in Gorleben erteilt. Trotzdem hofften die Gorlebengegner den „Tag X“, den geheim gehaltenen Tag der ersten Ankunft von Atommüll, noch verhindern zu können.

Doch bald darauf, am 8. Oktober 1984, rollte der erste Atommülltransport, beladen mit schwach- und mittelaktivem Abfall (MAW) gen Gorleben – begleitet von massiven Protesten.

Marianne Fritzen, Anti-Gorleben-Aktivistin der ersten Stunde, erinnert sich in der Gorleben-Rundschau, Ausgabe 09/2014): „Während damals noch die Mehrheit unserer Lokalpolitiker das Zwischen(?)-lager als Segen für die Region pries – es hat ja Millionen in die lokalen Kassen gespült! – wurden viele nachdenkliche,wache Bürger nicht müde zu warnen: In Leserbriefen, Appellen, Anzeigen auf fast jeder Seite unserer Lokalzeitung, in Menschenketten, Prozessen und schließlich der Wendlandblockade zeigte sich der Unmut, aber auch die Hilflosigkeit gegen „die oben“.

Wie recht die Gorlebengegner mit ihren Zweifeln und Befürchtungen hatten stellte sich später heraus: unter den nach Gorleben angelieferten Fässer befanden sich auch einige falsch deklarierte und illegal transportierte Müllbehälter. Das ganze Ausmaß des „Transnuklear“ -Skandals zeigte sich erst später. Systematisch hatte die NUKEM Atommüll illegal verschoben. Dafür mussste sich die Verantwortlichen des Konzerns im Jahre 1990 auch vor Gericht verantworten.

Das Abfalllager in Gorleben wurde aber zunächst aus anderen Gründen wieder dicht gemacht. Im Dezember (1984) verfügte das Gewerbeaufsichtsamt wegen Baumängeln am Gebäude einen Einlagerungsstopp. Auf Dauer konnte jedoch auch das Gewerbeaufsichtsamt die Einlagerung im Abfalllager nicht verhindern. Allein im Jahre 2013 wurden über 18 000 kg MAW in Gorleben angeliefert.

Die Geburtsstunde des X-Symbols

Nach der Fertigstellung von Abfalllager und Transportbehälterlager (für den hochaktiven Müll) ahnten die wendländischen Widerständler, dass irgendwann der „Tag X“ kommen würde. Mit Plakaten und Handzetteln riefen sie dazu auf, an diesem Tag massenhaft Widerstand zu leisten.

Doch von der Staatsmacht wurden diese Plakate als Aufruf zu Straftaten bewertet. Die Bürgerinitiative als Herausgeber sollte kriminalisiert und damit mundtot gemacht werden. Als ernsthaft Strafverfahren drohten, mischte sich Joseph Beuys ein. Kurzerhand machte er das zentrale Plakat zur Kunst, indem er der Druckvorlage seine Unterschrift und die Sätze „Menschengemässe Kunst muss 1. die Zerstörung des Menschengemässen verhindern und 2. das Menschengemässe aufbauen. Nur das ist Kunst und sonst nichts.“ hinzufügte.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das gelbe X zum zentralen Symbol des wendländischen Widerstands.

1984 hatte der wendländische Widerstand schon über 10 Jahre intensiven Protest hinter sich. Mit den Castortransporten, die 1995 begannen und das Transportbehälterlager zum Ziel hatten, verschärfte sich der Strassenprotest dann nochmals. Denn nun kam der richtig gefährliche Abfall nach Gorleben: abgebrannte Brennelemente und hochradioaktiver Müll aus den Atomkraftwerken Philippsburg, Neckarwestheim und Gundremmingen sowie aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague.

Bis heute lagern oberirdisch in den Hallen in Gorleben tausende Tonnen radioaktiver Müll, die auf ihre endgültigen Platz in einem Endlager warten.

Foto / Dieses Tag-X-Plakat mit der Signatur von Joseph Beuys hing in den 80er Jahren zu Tausenden an wendländischen Straßenrändern.

Quelle: wendland-net
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